Wir, der Verein pro mente OÖ, der Verein Substanz und die Niederschwellige Kontakt- und Anlaufstelle / Drogenstreetwork NIKADO der Stadt Wels setzen uns dafür ein, den Gedenktag auch in Oberösterreich zu etablieren. Mit vereinten Stimmen fordern wir mehr Aufmerksamkeit für das Thema Sucht, die Unterstützung der Betroffenen und ein würdevolles (Über)Leben von Konsumierenden.
Wir fordern deshalb:
Wir sprechen uns für eine deutliche Erweiterung der Safer-Use und Harm-Reduction-Angebote in OÖ aus, um die Lebensqualität und Sicherheit von drogenkonsumierenden Menschen zu verbessern. Diese Maßnahmen sind unerlässlich, um gesundheitliche Risiken zu minimieren und die soziale Integration zu fördern.
Safer-Use-Angebote, wie beispielsweise die Bereitstellung steriler Konsumutensilien, sind essenziell, um Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis C zu verhindern. Solche Angebote ermöglichen es den Betroffenen, unter hygienischen Bedingungen Drogen zu konsumieren, wodurch das Risiko von gesundheitlichen Komplikationen und Langzeitschäden reduziert wird.
Harm-Reduction-Ansätze umfassen zudem auch die gezielte Aufklärung und Beratung drogenkonsumierender Menschen. Speziell geschultes Personal versorgt Betroffene mit wichtigen Informationen zu risikominimierendem Konsum, Substanzkunde und über die Nutzung von zB. Substitutionsbehandlungen. Durch individuelle Beratung und Unterstützung können Betroffene lernen, ihren Konsum besser zu kontrollieren und mögliche Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in niederschwelligen Suchteinrichtungen ist beispielsweise die Bereitstellung von Naloxon - einem lebensrettenden Medikament zur Behandlung von Opioid-Überdosierungen. Durch Schulungen und den einfachen Zugang zu Naloxon können sowohl Betroffene als auch ihre Angehörigen und Freunde im Notfall schnell und effektiv handeln und so eine Überdosierung verhindern.
Drug-Checking-Programme ermöglichen es Konsumierenden, ihre Substanzen auf Reinheit und Zusammensetzung überprüfen zu lassen. Durch die Analyse der Drogen in spezialisierten Labors können gefährliche Verunreinigungen oder unerwartete Inhaltsstoffe identifiziert werden. Dies trägt dazu bei, das Risiko von Überdosierungen, Vergiftungen und anderen gesundheitlichen Schäden erheblich zu reduzieren.
Ein wesentlicher Bestandteil von Drug-Checking ist die Aufklärung der Konsumierenden über die Ergebnisse der Analyse. In einem vertrauensvollen und anonymen Rahmen erhalten die Betroffenen umfassende Informationen über die Risiken und potenziellen Gefahren der jeweiligen Substanz. Dies ermöglicht es ihnen, informierte Entscheidungen zu treffen und ihren Konsum verantwortungsbewusster zu gestalten.
Darüber hinaus bieten Drug-Checking-Angebote eine wertvolle Gelegenheit zur präventiven Gesundheitsberatung. Durch den direkten Kontakt mit Fachkräften können drogenkonsumierende Menschen auf weiterführende Unterstützungsangebote und Hilfsprogramme aufmerksam gemacht werden. Dies fördert nicht nur die individuelle Gesundheitsvorsorge, sondern auch die soziale Integration und das Bewusstsein für gesundheitsfördernde Maßnahmen.
Die Suchthilfe OÖ fordert daher eine konsequente Umsetzung und finanzielle Unterstützung von Drug-Checking-Programmen. Diese Angebote sollten flächendeckend und niederschwellig verfügbar sein, um möglichst viele Betroffene zu erreichen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Gesundheitswesen und sozialen Einrichtungen kann die Einführung solcher Maßnahmen gelingen und langfristig zur Verbesserung der Lebensumstände drogenkonsumierender Menschen beitragen.
Weiters fordern wir ein Ende der gesellschaftlichen Stigmatisierung und Diskriminierung drogenkonsumierender Menschen. Diese Menschen haben, wie alle anderen, Anspruch auf Respekt und Achtung ihrer Persönlichkeit. Negative Stereotype und Vorurteile müssen durch Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit abgebaut werden. Es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Drogenkonsum eine komplexe gesundheitliche und soziale Herausforderung darstellt und nicht einfach auf moralisches Versagen reduziert werden kann.
Wir kämpfen für eine umfassende gesellschaftliche Anerkennung der Würde und der Rechte drogenkonsumierender Menschen. Es ist an der Zeit, eine inklusivere und respektvollere Gesellschaft zu gestalten, die sich aktiv für den Schutz und die Unterstützung aller ihrer Mitglieder einsetzt. Nur durch gemeinsames Engagement und solidarisches Handeln können wir eine menschenwürdige Behandlung für drogenkonsumierende Menschen gewährleisten und ihre Lebensumstände nachhaltig verbessern.
Angemessener Wohnraum ist ein grundlegendes Menschenrecht und ein entscheidender Faktor für die Stabilisierung und Verbesserung der Lebenssituation dieser besonders vulnerablen Gruppe. Drogenkonsumierende Menschen leben häufig in prekären Wohnverhältnissen, oder sind gar von Obdachlosigkeit betroffen. Die Unsicherheit und die mangelnde Stabilität, die mit fehlendem Wohnraum einhergehen, verschärfen die gesundheitlichen und sozialen Probleme der Betroffenen noch mehr. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es notwendig, ihnen sichere und bedarfsgerechte Wohnmöglichkeiten zu bieten.
Wir als Suchthilfe OÖ fordern die Bereitstellung von sozialem Wohnraum, der speziell auf die Bedürfnisse drogenkonsumierender Menschen zugeschnitten ist. Diese Wohnprojekte sollen eine Umgebung schaffen, in der die Bewohner*innen Unterstützung und Verständnis erfahren. Begleitende soziale Dienstleistungen, wie Beratung, Betreuung und medizinische Versorgung, sind essenziell, um eine ganzheitliche Unterstützung zu gewährleisten.